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Wie du mit dem, was du hast, sofort innovativ wirst – Grundprinzipien des Effectuation-Ansatzes

Aktualisiert: 10. Feb.

Effectuation: Der Schlüssel zu unternehmerischem Denken und Handeln. Wieso ist es, dass einige Unternehmer scheinbar mühelos Innovationen hervorbringen, während andere im Meer der Möglichkeiten untergehen?


Der Effectuation Ansatz bietet eine eigentlich simple Antwort, die dennoch einen Konflikt in unseren Köpfen verursacht: Es beginnt nämlich nicht mit einem Ziel, sondern mit dem, was du hast. Wer das versteht, ist viele Schritte weiter.


In diesem Artikel schauen wir uns an, was der Effectuation-Ansatz ist, wie er sich gegenüber seinem Antagonisten, dem kausalen Denkansatz verhält und wie du mit Effectuation in einen kreativen, unternehmerischen Handlungsmodus kommst. Nicht nur um Probleme zu lösen, sondern um die Zukunft aktiv zu gestalten.


Kompass Effectuation
Foto von Garrett Sears

Einführung in den Effectuation-Ansatz


Alle Menschen sind Designer. Kein Scherz. Alle Menschen müssen täglich Probleme lösen und ihre natürliche Kreativität dafür verwenden. Das fällt uns meist gar nicht auf, ist aber häufig ein gestalterischer, schöpferischer Prozess.


Unternehmerinnen und Unternehmer sind Designer. Sie gestalten Lösungen, da, wo es noch keine gibt. Sie erschaffen Wege da, wo das Land noch nicht vermessen ist und es keine Karte, keinen Plan gibt.


Was unterscheidet erfolgreiche Unternehmer*innen von allen anderen?


Sie nutzen intuitiv oder erlernt einen Ansatz den wir Effectuation nennen. Der kommt von "to effectuate" – etwas (durch handeln) bewirken.


Dieser Artikel führt dich in die Welt des Effectuation ein, wo Innovation nicht von Ressourcen, sondern von deiner Fähigkeit abhängt, mit dem zu arbeiten, was bereits vorhanden ist.


Schauen wir einmal tiefer in den Effectuation-Ansatz rein:


„Ein weiser Mann wird mehr Möglichkeiten schaffen, als er findet.“

— Francis Bacon, elisabethanischer englischer Philosoph und Schriftsteller (das oben stehende Zitat stammt aus seinem Werk, The Essays)


Herkunft von Effectuation


 

Navigieren in Ungewissheit Vortrag Simon Steiner Fit für die Zukunft werden mit Effectuation

 

Die Autorin und Professorin für Unternehmertum, Saras D. Sarasvathy, hat umfangreiche Forschungen darüber angestellt, was erfolgreiche Unternehmer unternehmerisch erfolgreich macht.


Sie stellte fest:

Erfolgreiche Unternehmer*innen sind innovativ und handlungsorientiert.


Sie fand heraus:

Eine große Anzahl von Unternehmerinnen und Unternehmern wenden eine Denkweise, die sie als 'Effectual Reasoning' bezeichnete. Bei dieser Denkweise gehst du davon aus, dass die Zukunft unvorhersehbar ist.


Ressourcen statt Pläne


Anstatt also einen bestimmten Plan zu entwickeln, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, konzentrierst du dich darauf, welche Mittel dir jetzt zur Verfügung stehen.


Wir zeigen dir einige grundlegende Strategien des Effectual Reasoning, die du leicht auf verschiedene Arten von kreativen Projekten anwenden kannst.

Zuerst brauchst du jedoch ein detaillierteres Verständnis dafür, was Effectual Reasoning ist und wie es sich von anderen Denkweisen unterscheidet.


Was ist Effectual Reasoning?

Um unternehmerisches Denken und Problemlösungs-Strategien zu untersuchen, interviewte Sarasvathy 27 Gründerinnen und Gründer von sehr erfolgreichen Unternehmen in verschiedenen Branchen. Sie gab den Gründer*innen auch eine Fallstudie mit einer Produktidee und bat sie, 10 Entscheidungsprobleme im Zusammenhang mit dieser Idee zu lösen.


Ergebnisse von Sarasvathys Versuch:


Ihre Ergebnisse zeigten, dass die Gründerinnen zu Beginn eines Projekts, bei dem viele Unsicherheiten bezüglich des Ergebnisses und der Zielerreichung bestehen, keine Zeit damit verbrachten, einen direkten Weg zum Endziel zu definieren.


Stattdessen handelten sie mit den Mitteln, die ihnen zur Verfügung standen, und akzeptierten, dass das Endziel sich entsprechend den Ergebnissen ihrer Handlungen ändern würde. Das deckt sich mehr oder weniger mit der menschlichen Natur – selten kann jemand von der Planungsphase bis zum Endergebnis durchsegeln, ohne dass das Endergebnis genau so aussieht, wie es als Konzept z.B. in einem Konferenzraum im 18. Stock erschienen war.


Genauso wie das "Universum" uns in anderen Bereichen unseres Lebens viele "Realitätskurvenbälle" zuwirft (was viele Menschen einfach mit den Worten "So ist das Leben!" abtun), ist diese Denkweise ideal, um durch Unsicherheiten zu navigieren.


Die Zukunft wird so zu einem sich windenden Korridor von Möglichkeiten und sich ändernden Umständen, den wir aber mitgestalten.


Das Ruder selbst in die Hand nehmen


Sarasvathy nennt die Überzeugung, dass die Zukunft nicht vorhergesagt, sondern durch unsere Handlungen geschaffen wird, das


"Pilot in the Plane"-Prinzip.

"Wer auf die perfekte Idee wartet, muss geduldig sein, während diejenigen, die handeln, wahrscheinlich etwas Interessantes erschaffen und dann nur noch herausfinden müssen, wie sie daraus ein Geschäft machen."

— Stuart Read, Saras Sarasvathy, Nick Dew, Robert Wiltbank und Anne-Valérie Ohlsson im Buch "Effectual Entrepreneurship"


Das Gegenteil von kausalem Denken


Sarasvathy erwähnt, dass Effectual Reasoning das Gegenteil von kausalem Denken ist, das an den meisten Business Schools gelehrt wird. Normalerweise lernen wir, dass wir eine detaillierte Strategie mit einem klar definierten Endziel und einer klaren Beschreibung der Meilensteine haben sollten, die wir erreichen müssen, um dorthin zu gelangen. Die beiden Denkweisen haben für verschiedene Arten von Projekten einen Wert:

Beispiel 1: Projekte mit hohem Grad an Sicherheit

Bei Projekten mit hohem Grad an Sicherheit macht eine detaillierte Strategie Sinn.


Angenommen, du hast für einen Kunden eine App entwickelt und dieser Kunde möchte nun, dass in der nächsten Version der App eine neue Funktion erscheint, z. B. eine Suchfunktion. Der Kunde weiß, was die Funktion tun soll; er kennt die Zielgruppe, und du hast bereits ähnliches in anderen Apps entwickelt. In dieser Art von Projekt solltest du am besten kausales Denken anwenden und eine detaillierte Strategie dafür erstellen, was du tun sollst und wann es getan werden muss.

Beispiel 2. Projekte mit hohem Grad an Unsicherheit

Viele Projekte haben einen hohen Grad an Unsicherheit. Du wirst vielleicht gebeten, eine neue App zu entwerfen, die für eine bestimmte Zielgruppe erfolgreich sein soll; du wirst vielleicht gebeten, eine Idee für eine neue Funktion zu entwickeln, die die Anzahl der Downloads einer App erhöhen soll, oder du suchst vielleicht nach der nächsten guten Idee für ein neues Geschäft oder Projekt – ohne eine klare Vorstellung davon, wie es aussehen soll.


In solchen Situationen ist es schwierig, einen sehr spezifischen Plan mit klaren Meilensteinen und einem klaren Ziel zu erstellen. Die Erstellung einer bestimmten Strategie erfordert viel Recherche, und selbst mit Recherche könntest du im Laufe der Zeit etwas lernen, das den Fokus des Projekts komplett verändert.


Hier kann Effectual Reasoning von Vorteil sein.


Anstatt zu versuchen, ein Ziel zu definieren und den Weg dorthin zu finden, beginnst du damit, zu prüfen, welche Ressourcen dir gerade zur Verfügung stehen und wie du sie nutzen kannst, um mit dem Projekt zu beginnen. Während du arbeitest und lernst, solltest du den Kurs deines Projekts je nach den sich bietenden Möglichkeiten anpassen.



Drei Ressourcen die jedem zur Verfügung stehen:

Sarasvathy beschreibt drei Ressourcen oder Mittel, die jedem zur Verfügung stehen und die du als Ausgangspunkt nutzen kannst:

  1. Wer du bist

  2. Was du weißt

  3. Wen du kennst


Sie nennt dies das


"Bird in Hand"-Prinzip.

Das lehnt sich an das Sprichwort an:


"Ein Spatz in der Hand ist besser als eine Taube auf dem Dach"

Laut dem "Bird in Hand"-Prinzip solltest du dich auf die dir sofort verfügbaren Mittel konzentrieren, anstatt darauf, wo du am Ende landen möchtest.

Indem du dieses Prinzip anwendest, kannst du sicherstellen, dass du deine Fähigkeiten und Ressourcen optimal nutzt, um kreative Projekte in Gang zu bringen, auch wenn der Weg dorthin nicht klar vorgezeichnet ist. Das bedeutet, flexibel und offen für Veränderungen zu sein und dabei zu lernen, wie du auf unvorhergesehene Herausforderungen reagierst und Chancen nutzt.


Letztendlich kann dieser Ansatz dazu führen, dass du innovativer und handlungsorientierter wirst, während du gleichzeitig neue und aufregende Projekte verwirklichst.


Das "Bird in Hand"-Prinzip "Es gibt drei Kategorien von Mitteln, die allen Menschen zur Verfügung stehen: wer ich bin, was ich weiß und wen ich kenne."

— Effectual Entrepreneurship. Stuart Read, Saras Sarasvathy, Nick Dew, Robert Wiltbank und Anne-Valérie Ohlsson

Wir haben festgestellt, dass du bei Projekten mit einem hohen Grad an Unsicherheit auf der Basis der dir sofort verfügbaren Mittel handeln solltest, anstatt viel Zeit mit der Strategieplanung zu verbringen. Allerdings haben wir noch nicht geklärt, wie du das angehst, wenn du dir deiner Kompetenzen unsicher bist oder wenn du es nicht gewohnt bist, nach dem Prinzip des Effectual Reasoning zu handeln.



Was sind deine Ressourcen?


Lass uns genauer betrachten, wie du herausfinden kannst, welche Ressourcen dir auf Grundlage dessen zur Verfügung stehen, wer du bist, was du weißt und wen du kennst. Wenn du eine klarere Vorstellung davon bekommen möchtest, welche Mittel dir zur Verfügung stehen, kannst du damit beginnen, genauer zu betrachten, wer du bist, was du weißt und wen du kennst.


1. Wer ich bin


"Selbsterkenntnis ist der Anfang aller Weisheit."

— Aristoteles, klassischer griechischer Philosoph und einer der Begründer der westlichen Philosophie

"Wer ich bin" bezieht sich auf deine Identität: Deine Werte, Eigenschaften und Fähigkeiten.


Das ist normalerweise nicht das, woran wir denken, wenn wir unsere Mittel in einem beruflichen Umfeld betrachten. Dennoch hat deine Identität offensichtlich einen großen Einfluss auf deine Arbeit, und sie überschneidet sich auch mit deinen beruflichen Kompetenzen.


Wie Sarasvathy sagt, ist deine Identität einer deiner einzigartigen Wettbewerbsvorteile, denn niemand sonst ist genau wie du. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass einer der Hauptfaktoren dafür, ob wir unsere Arbeit genießen, darin besteht, dass wir sie als sinnvoll erachten (siehe z.B. Fletcher & Robinson, 2016).


Das bedeutet:

Wir wissen, dass wir genießen, was wir beruflich tun, wenn es unseren Werten entspricht.


  • Wenn du ein Mensch bist, der Schönheit und Ästhetik schätzt, wirst du motiviert und effizient an einem Projekt arbeiten, bei dem das Aussehen und die Haptik eines Produkts wichtig sind.


  • Wenn du großen Wert darauf legst, die Umwelt zu schützen, wirst du effizienter und glücklicher an einem Projekt für grüne Energie arbeiten als für ein Ölunternehmen.


  • Wenn du eine extrovertierte Persönlichkeit hast und gut mit anderen in Kontakt treten kannst, kannst du das offensichtlich in Projekten nutzen, die den Kontakt mit vielen Menschen erfordern oder bei denen du andere motivieren musst.


Wir haben nicht immer einen klaren Überblick über unsere Identitäten, aber das Aufzeigen unserer Werte und Eigenschaften kann dir helfen, deine Stärken in neuen Projekten einzusetzen.



Übung: wie du herausfindest, was dir wichtig ist

Dass deine Persönlichkeit deine Arbeit und das, worin du gut bist, beeinflusst, liegt auf der Hand, aber viele von uns haben keinen klaren Überblick darüber, was genau unsere Werte sind oder welche persönlichen Eigenschaften wir in einem beruflichen Umfeld einsetzen können. Wenn du neue Möglichkeiten für Innovation und Kreativität entdecken möchtest, kann das Aufzeigen deiner Werte dabei helfen. Hier ist eine einfache Übung zum Abbilden von Werten:

  1. Schreibe eine Liste deiner persönlichen Werte auf. Was ist dir im Leben wichtig? Was treibt dich an? Dazu können zum Beispiel Umweltschutz, soziale Gerechtigkeit, Familie, kreativer Ausdruck, finanzieller Erfolg oder persönliches Wachstum gehören.

  2. Ordne diese Werte nach Priorität. Welche sind für dich am wichtigsten? Welche Werte kannst du in bestimmten Projekten oder Situationen einsetzen?

  3. Reflektiere über deine persönlichen Eigenschaften und Fähigkeiten. Was kannst du gut? Was macht dich besonders? Schreibe auch diese auf und überlege, wie sie mit deinen Werten übereinstimmen.


Indem du dir ein klareres Bild von deinen Werten und persönlichen Eigenschaften machst, kannst du sie gezielter in Projekten einsetzen und neue kreative Möglichkeiten entdecken. Wenn du das "Bird in Hand"-Prinzip befolgst und dich auf die dir sofort verfügbaren Mittel konzentrierst, wirst du feststellen, dass du auch in unsicheren Projekten oder Situationen erfolgreich und innovativ sein kannst.

Übung: Wie du deine Werte sichtbar machen kannst

Value Mapping


  1. Beginne damit, so viele deiner persönlichen Werte wie möglich aufzuschreiben. Denke darüber nach, was dich im Alltag und bei der Arbeit motiviert und engagiert. Es könnte hilfreich sein, an vergangene und aktuelle Projekte zu denken und was dich daran motiviert hat - zum Beispiel das Erlernen neuer Dinge, anderen zu helfen, Innovation oder finanzieller Erfolg.

  2. Sortiere anschließend die Werte danach, ob sie immer wichtig sind, manchmal wichtig (je nach Projekt) oder nur gelegentlich wichtig (nur in ganz bestimmten Fällen).

  3. Nutze die Werteliste, um zukünftige Projekte auszuwählen oder um Änderungen an deinen aktuellen Arbeitsprojekten vorzunehmen, damit sie besser auf deine Werte abgestimmt sind. Idealerweise sollten Werte aus deiner "immer wichtig"-Liste in jedem Projekt, an dem du arbeitest, vorhanden sein. Werte aus der "manchmal" und "gelegentlich" Liste müssen nicht unbedingt präsent sein, aber du solltest bei jedem neuen Projekt darüber nachdenken, um herauszufinden, ob sie in diesem speziellen Fall wichtig sind.


Diese Übung wird dir helfen, eine Richtung für neue Projekte zu wählen oder vielleicht die Richtung in laufenden Projekten zu ändern. Du wirst vielleicht überrascht sein, Werte zu entdecken, von denen du nicht wusstest, dass sie dir wichtig sind.



2. Was ich weiß


Zu definieren, was du weißt, ist etwas einfacher als herauszufinden, wer du bist. Denn es bezieht sich auf deine fachlichen Kompetenzen.


Wenn du über deine Ausbildung, berufliche Fortbildungen und die Arten von Werkzeugen und Projekten nachdenkst, an denen du bisher gearbeitet hast, solltest du eine ziemlich umfassende Liste dessen erstellen können, was du weißt.


Wenn du nach neuen Möglichkeiten suchst, kann eine Liste deiner beruflichen Kompetenzen eine gute Erinnerung an Fähigkeiten sein, die du nicht mehr nutzt, aber für neue Projekte relevant sein könnten.


Allerdings meint Sarasvathy mit "was du weißt" nicht nur greifbare berufliche Kompetenzen, sondern auch weniger greifbare persönliche Kompetenzen, die irgendwo zwischen "wer du bist" und "was du weißt" liegen.


Beispiele für weniger greifbare Kompetenzen


Beispiele für weniger greifbare Kompetenzen könnten sein, dass du gut Entscheidungen treffen oder dich gut in Nutzer hineinversetzen kannst.


Einige dieser Kompetenzen sind dir wahrscheinlich bewusst, andere sind für andere Menschen vielleicht leichter zu erkennen. Distanz zu uns selbst zu bekommen, ist für die meisten von uns oft zu schwierig, um alle Aspekte von uns objektiv zu erkennen. Daher kann es hilfreich sein, wenn andere dir helfen, deine Kompetenzen zu erkennen.



Übung: Wie du herausfindest, was du weißt

Kompetenz-Mapping


Du brauchst:


  • 2-5 Personen, die dir helfen können

  • Stift und Post-its für jede Person.


Ablauf:


  • Eine Person interviewt dich

  • Die anderen beobachten und machen Notizen


Beim Interview:


  • Wenn du interviewt wirst, denke an eine Erfolgsgeschichte: Ein kleineres oder größeres Projekt, das du als erfolgreich empfunden hast (bei der Arbeit, im Studium, als Unternehmerin usw.).


  • Erzähle den anderen ganz konkret, was passiert ist und was du getan hast. Die Person, die das Interview führt, hilft, indem sie während der Geschichte Folgefragen stellt: Was hast du konkret gemacht? Wie hast du dieses Problem gelöst?


  • Die beobachtenden Teilnehmenden notieren alle Kompetenzen und persönlichen Qualifikationen, die sie in deiner Geschichte hören: 1 Post-it für jede Qualifikation. Das können persönliche und berufliche Kompetenzen sein, wie zum Beispiel Skizzieren, Entscheidungsfähigkeit, Einfühlungsvermögen usw. Nach dem Interview findet eine gemeinsame Reflexion statt. Jeder gibt dir seine/ihre Post-its einzeln und erklärt, was darauf steht und warum. Da ihr alle zusammen seid, könnt ihr euch revanchieren und euch gegenseitig interviewen.


Nach dem Interview:

  • Mache eine eigene Reflexion nach der Sitzung. Denke darüber nach, ob einige der Kompetenzen dich überrascht haben. Wie könntest du diese in einem Projekt einsetzen?

  • Wähle 3 Kompetenzen und beschreibe, wie du sie in einem Projekt, an dem du arbeitest, einsetzen kannst, und zwar anders als bisher.



3. Wen ich kenne


"Wen ich kenne" bezieht sich auf die Leute in deinem Netzwerk.


Laut Sarasvathy solltest du die Menschen, die du kennst, als eines deiner Mittel betrachten und neue Möglichkeiten schaffen, indem du mit Menschen in deinem Netzwerk zusammenarbeitest.


Andere Menschen können mit Mitteln beitragen, die dir nicht zur Verfügung stehen, sei es wegen ihrer Persönlichkeit, dem, was sie wissen oder wem sie kennen.


Nach dem Effectuation Ansatz, oder dem "Effectual Thinking" solltest du nicht nur deine eigene Vorstellung einer Idee oder eines Problems an Menschen verkaufen, die dir bei deinem Projekt helfen könnten.


Sei offen für die Interessen der anderen Person und überlege, wie ihr gemeinsam etwas Neues schaffen könnt. Das fördert engagierte Zusammenarbeiten, bei denen jede Person persönlich in das Projekt investiert ist. Das bedeutet auch, dass das Projekt sich ändert, wenn jemand Neues hinzukommt. Im Idealfall wird dann niemand das "Schiff" steuern und es vom gemeinsamen Ziel abbringen.

Du solltest offen dafür sein, die Richtung deines Projekts zu ändern, wenn du mit Menschen in deinem Netzwerk zusammenarbeitest.

Wie bei Werten und Kompetenzen kann das Erfassen deines Netzwerks helfen, wenn du unsicher bist, wen du in ein Projekt einbeziehen solltest oder wenn dir niemand einfällt, mit dem du zusammenarbeiten könntest. Hier musst du vielleicht über dein Arbeitsumfeld hinausdenken.


Du kannst diese Netzwerk-Mapping-Übung machen:


 


Lies auch: Effectuation Beispiele


Du suchst Praxisbeispiele oder Fallbeispiele, wie die Prinzipien des Effectuation-Ansatzes im echten Leben angewendet wurden?


Hier haben wir dir acht wunderbare Best Practice Beispiele aufgeschrieben, was passiert, wenn man sich auf seine Ressourcen besinnt. Diese 8 Unternehmerinnen und Unternehmer, haben die 5 Effectuation Prinzipien ganz intuitiv angewendet und beeindruckende neue Dinge in die Welt gesetzt. Lass dich von diesen Effectuation Beispielen inspirieren:




 


Übung: Wie du dein Netzwerk kennenlernst:


Netzwerk-Mapping


Schritt 1:


Schreibe die Namen von Personen in deinem Netzwerk auf, die dir bei einem aktuellen oder zukünftigen Projekt helfen könnten.

Beginne mit dem inneren Kreis und arbeite dich nach außen vor.

Es ist eine gute Idee, über dein Arbeitsumfeld hinaus zu denken, wenn du dein Netzwerk aufzeichnest.


Schritt 2:

Wenn du das Netzwerk beschrieben hast:


  • Wähle die 3 relevantesten Personen aus, mit denen du Kontakt aufnehmen möchtest.

  • Überlege dir, was du sie fragen möchtest und warum es für sie vorteilhaft ist, von dir kontaktiert zu werden.


Aufhören zu denken, anfangen zu handeln


Jetzt, wo du "wer du bist", "was du weißt" und "wen du kennst" erfasst hast, solltest du eine klarere Vorstellung davon haben, welche Mittel dir zur Verfügung stehen und wie du sie nutzen kannst, um aufzuhören zu denken und anzufangen zu handeln.

Zusammenfassung


  1. Wenn du vor einem schwierigen kreativen Problem stehst oder innovativer werden möchtest, solltest du aufhören zu planen und anfangen, mit den dir zur Verfügung stehenden Mitteln zu handeln.

  2. Mit dem Bird in Hand-Prinzip solltest du überlegen, welche Ressourcen dir aufgrund dessen, wer du bist, was du weißt und welche Menschen du kennst, zur Verfügung stehen und einen mittelorientierten statt zielorientierten Ansatz verfolgen.

  3. Wenn du Schwierigkeiten beim Einstieg hast oder das Gefühl hast, dass du neue Möglichkeiten entdecken musst, wird ein genauerer Blick auf die tatsächlich verfügbaren Mittel – indem du deine Werte, Kompetenzen und dein Netzwerk erfasst – sicherlich helfen.



 

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Referenzen und weitere Informationen


Inspiriert von Ditte Hvas Mortensen 

Saras D. Sarasvathy (2001) What Makes Entrepreneurs Entrepreneurial? Darden Business Publishing. http://www.effectuation.org/sites/default/files/research_papers/what-makes-entrepreneurs-entrepreneurial-sarasvathy_0.pdfStuart Read, Saras Sarasvathy, Nick Dew, Robert Wiltbank & Anne-Valerie Ohlsson (2011) Effectual Entrepreneurship. RoutledgeDie Gesellschaft für effektives Handeln bietet eine Menge Material unter: http://www.effectuation.org/Luke Fletcher & Dilys Robinson (2016). What’s the point? The importance of meaningful work. In: Thoughts for the day. IES Report. Brighton (UK): Institute for Employment Studies.

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