Liste an wunderbaren Effectuation-Beispielen aus der Praxis. Diese Fallbeispiele illustrieren, wie die Effectuation-Prinzipien intuitiv in der unternehmerischen Praxis zur Anwendung kamen.
Der Effectuation-Ansatz ist das Ergebnis aus der Entrepreneurship-Forschung von Prof. Sarasvathy von der Darden University Virginia. Er beschreibt die intuitive unternehmerische Herangehensweise von Menschen, wie Steve Jobs, Charles Branson, oder Elon Musk, aber auch Greta Thunberg und Christopher Kolumbus. Also Menschen, die durch unternehmerisches Handeln (als dadurch, etwas zu unternehmen) etwas veränderten in der Welt. Menschen, die winzig klein anfingen – in Garagen, Plattenläden, oder mit einem Pappschild in der Hand – und damit etwas Großes bewegten.
Die Logik dahinter nennt sich Effectuation. Und man kann sie lernen. Alles was man über Effectuation wissen muss, findest du in unserem Effectuation 101.
In diesem Artikel möchten wir einmal praktisch darstellen, wie die Effectuation-Theorie im Kontext kleiner Unternehmungen funktioniert. Dazu haben wir ein paar anschauliche Effectuation-Fallbeispiele zusammengefasst. Wir wünschen gute Inspiration!
Inhalt:
Effectuation Beispiel Nr. 1:
Effectuation Beispiel Nr. 2:
Effectuation Beispiel Nr. 3:
Effectuation-Beispiel Nr. 4:
Effectuation-Beispiel Nr. 5:
Effectuation-Beispiel Nr. 6:
Effectuation Fallbeispiel Nr. 7:
Effectuation Praxisbeispiel Nr. 8:
Effectuation-Fallbeispiele:
Effectuation Beispiel Nr. 1:
Kühler Kopf und heiße Pizzen – Ein Gastronom gegen den Lockdown
Ein leckeres Effectuation-Praxisbeispiel
Während die Corona-Krise das Gastgewerbe in die Knie zwang, zeigte ein findiger Gastronom aus Tangstedt, dass Flexibilität und Innovationsgeist stärker sind als jeder Lockdown.
Seine Pizzeria musste schließen, doch anstatt den Kopf in den Sand zu stecken, fand er Inspiration dort, wo die meisten nur Verzweiflung sahen: im Supermarkt, umgeben von Menschen, die sich mit Tiefkühlkost eindeckten.
Der Gastronom beschloss, seine Pizzen nicht dem Schicksal der Vergessenheit zu überlassen, sondern sie einzufrieren und direkt an seine Stammkunden zu verkaufen. Eine einfache Idee, die sich als genial erwies. Die Nachfrage nach seinen Tiefkühlpizzen schoss in die Höhe, und bald musste er in eine professionelle Kühlanlage investieren, um der wachsenden Begeisterung gerecht zu werden.
Was als Notlösung begann, entwickelte sich schnell zu einem florierenden Geschäftsmodell. Heute sind seine Premium-Pizzen nicht mehr nur ein Geheimtipp unter Kennern, sondern haben auch den Weg in die Regale einer großen Supermarktkette gefunden.
Die Effectuation-Prinzipien in Aktion
Handlungsanlass: Der Lockdown zwang den Pizzabäcker zur Schließung seines Restaurants, was eine unmittelbare Bedrohung für sein Geschäft darstellte.
Bird in The Hand: Der Gastronom nutzte seine vorhandenen Ressourcen – seine Küche, die Fähigkeit, hervorragende Pizzen zu backen, und seine Kenntnisse des lokalen Marktes.
Affordable Loss: Statt auf großangelegte Investitionen zu setzen, begann er mit dem, was er sich leisten konnte zu verlieren – dem Einfrieren und Verkaufen seiner Pizzen an Stammkunden.
Crazy Quilt: Durch die positive Resonanz seiner Kunden und die steigende Nachfrage nach seinen Tiefkühlpizzen baute der Pizzabäcker neue Partnerschaften auf, unter anderem mit einer Supermarktkette, die seine Pizzen ins Sortiment aufnahm.
Lemonade: Konfrontiert mit der Krise, verwandelte der Gastronom eine scheinbare Niederlage in eine Chance. Statt seine Pizzeria aufzugeben, kreierte er ein neues Geschäftsmodell, das nicht nur sein Überleben sicherte, sondern auch zu einer Expansion führte.
Dieses Beispiel illustriert, wie der Pizzabäcker durch die kreative Anwendung der Effectuation-Prinzipien nicht nur eine Krise überstand, sondern sein Geschäft erfolgreich weiterentwickelte und neue Märkte erschloss.
Es zeigt, dass Krisenzeiten zwar Herausforderungen mit sich bringen, aber auch ungeahnte Möglichkeiten eröffnen können. Der Gastronom aus Tangstedt hat bewiesen, dass man mit einem klaren Blick für Chancen und einem unerschütterlichen Unternehmergeist auch in schwierigen Zeiten Erfolg haben kann.
Über dieses und weitere Effectuation-Beispiele aus dem Lockdown berichtete natürlich auch die Presse
Effectuation Beispiel Nr. 2:
Karl-August Tapken – Der Unkonventionelle, der das Watt rockte
Karl-August Tapken, ein Name, den wahrscheinlich nicht jeder Effectuation-Professor auf dem Schirm hat, aber einer, der es verdient, in die Annalen der unkonventionellen Erfolgsgeschichten einzugehen.
Ohne je von Effectuation gehört zu haben, hat Tapken, ein Gastwirt aus dem idyllischen Friesland, intuitiv dessen Prinzipien gelebt und ein kulturelles Phänomen geschaffen, das noch Jahre nach seinem Tod die Massen bewegt.
Stellen Sie sich vor: Ein jahrhundertealtes Kurhaus am Strand, ererbt von Papa, wird zum Epizentrum für Künstler und Freigeister der Siebziger. Tapkens Schwester Ulrike bringt den Rhabarberkuchen ins Spiel, der heute noch die Geschmacksknospen tanzen lässt. Doch während andere traditionelle Gasthäuser im Laufe der Zeit zu Staub zerfielen, fragte sich Tapken nicht "Was nun?", sondern "Warum nicht?".
Mit einem Arsenal an Ressourcen, das andere vielleicht für eine nette kleine Pension am Meer genutzt hätten, schuf Tapken einen Magneten für Kultur und Gemeinschaft. Er transformierte den Strand in ein Festivalgelände, wo jährlich das „Watt en Schlick“-Festival stattfindet. Ein Festival, das nicht nur wegen seiner einzigartigen Atmosphäre, sondern auch als „bestes Festival des Jahres“ 2017 ausgezeichnet wurde. Hier tanzen Musikfans mit Schlick zwischen den Zehen und Wind in den Haaren, während sie der Weite des Wattenmeers lauschen und sich am legendären Rhabarberkuchen gütlich tun.
Tapkens Geschichte ist ein Paradebeispiel dafür, wie man mit dem, was man hat – ein bisschen Strand, eine Prise Kunstkontakt, eine Kuchenlegende und ein großes Herz –, etwas schaffen kann, das Größeres bewirkt. Er hat nicht einfach ein Festival aus dem Boden gestampft; er hat einen Treffpunkt für Gleichgesinnte erschaffen, der zeigt, wie man mit Offenheit und Kreativität der Welt etwas zurückgeben kann, das bleibt.
Die Effectuation-Prinzipien in Aktion
Handlungsanlass: Die Herausforderung, ein jahrhundertealtes Kurhaus am Leben zu erhalten und relevant zu machen, in einer Zeit, als viele traditionelle Gasthäuser schließen mussten.
Bird in Hand: Tapken nutzte, was ihm zur Verfügung stand – ein Kurhaus mit historischem Charme, direkten Zugang zum Strand, und eine familiäre Tradition des Backens, verkörpert durch den berühmten Rhabarberkuchen seiner Schwester Ulrike.
Affordable Loss: Statt große Summen in unsichere neue Geschäftsmodelle zu investieren, setzte Tapken auf die schrittweise Umgestaltung seines Kurhauses und den Strand zu einem Ort der Kultur und des Zusammenkommens, mit dem er vertraut war und den er liebte.
Crazy Quilt: Durch die Öffnung seines Kurhauses für Künstler und Freigeister und später die Organisation des „Watt en Schlick“-Festivals knüpfte Tapken Partnerschaften, die weit über das Geschäftliche hinausgingen und eine Gemeinschaft von Gleichgesinnten schufen.
Lemonade: Konfrontiert mit dem potenziellen Niedergang seines Kurhauses, verwandelte Tapken die Herausforderungen in Chancen. Er schuf nicht nur ein Geschäftsmodell, das das Kurhaus rettete, sondern etablierte auch ein kulturelles Highlight, das Menschen aus ganz Deutschland anzog.
Tapken hat vielleicht nie von Effectuation gehört, aber er hat es gelebt. Sein Erbe? Ein jährliches Festival, das zeigt, dass man nicht immer einen Masterplan brauchen, sondern manchmal einfach nur den Mut, mit dem zu arbeiten, was man vor der Nase hat – und vielleicht ein bisschen Rhabarberkuchen.
Effectuation Beispiel Nr. 3
Simon Steiner und Tools for Tomorrow: Ein Effectuation-Paradebeispiel inmitten von Krisen
Das Effectuation-Beispiel von Simon Steiner illustriert seine Reise durch die Herausforderungen der Corona-Krise, wie er durch Effectuation seine berufliche Laufbahn neu definierte und innovative Geschäftsmodelle entwickelte.
Simon Steiners Weg durch die Corona-Krise: Eine Effectuation-Erfolgsgeschichte
Bis 2020 surfte Simon die große Design-Thinking-Welle. Er war ein recht erfolgsverwöhnter Innovationsstratege mit namhaften Referenzen, freier Dozent für Innovation an tollen Unis und beliebter Trainer und Berater für Design Thinking Prozesse.
Als die Corona-Pandemie im März 2020 die Welt jedoch zum Stillstand brachte, stand Simon vor einer existenziellen Herausforderung: Mit dem plötzlichen Ausfall aller geplanten Veranstaltungen sah sich Simon mit einer ungewissen Zukunft konfrontiert.
Doch anstatt resigniert aufzugeben, nutzte er die Prinzipien der Effectuation, um sein Geschäft neu zu erfinden und innovative Wege in der Krise zu gehen.
Die anfängliche Krise
Mit dem Lockdown verlor Simon seine Einnahmequelle als Dozent und Innovationsberater. Alle geplanten Projekte lagen auf Eis. Seine ersten Neueinstellungen wurden wieder entlassen. Simon stand vor der schwierigen Aufgabe, seine Ressourcen neu zu bewerten.
Anpassung und Innovation
Simon nahm eine Mittelinventur vor und identifizierte, was er trotz der Krise nutzen konnte. Er hatte nicht viel:
Expertise in Effectuation und Design Thinking
Ein professionell designtes Logo, das keine Verwendung mehr hatte
Eine Website-Domain ohne Inhalt
Den teuren Vertrag für einen Website-Baukasten, der sich nicht kündigen ließ
Und nicht zuletzt seine Begeisterung für Transformationsprozesse und Nachhaltigkeit
Das ist wenig. Reichte aber, um daraus schnell auf der Couch etwas Neues zu stricken.
Er verwurstete seine Ressourcen und, voilà, es entstand binnen eines halben Tages der Nischen-Blog "Effectuation.expert".
Effectuation schien wie gemacht für die Krise. Simon schrieb im Lockdown einfach alles auf, was er über Effectuation wusste. Ohne zu wissen, was dann passiert und ohne Geschäftsmodell.
Die Schaffung neuer Geschäftsmodelle
Es dauerte nicht lange, da klingelte schon das Telefon. Und für eine erste spontane, 30minütige Telefonberatung gab es direkt 250,-€.
Im Laufe des Jahres 2020 fanden sich unerwartet viele Menschen auf der neuen Internetseite wieder, die ihn um Rat baten. Also formulierte er Angebote. Zunächst machte er nur Telefonberatung, dann Webinare und schließlich Online-Kurse, wie man mit Effectuation krisenfest wird. Dies war der erste Schritt in Richtung eines neuen Geschäftsmodells. Als die Lockdowns gelockert wurden, wollte man Simon auf der Bühne um über seine Artikel zu sprechen. Plötzlich bekam er Speaker-Gigs zum Thema Zukunftsgestaltung.
Expansion und Diversifikation
Simon hatte abor noch eine Ressource, die auch in Krisenzeiten funktionierte:
Einen kleinen B2B-Onlineshop für bio-landwirtschaftliches Zubehör.
Den hat er mal von einem Biobauern vererbt bekommen, aber nie wirklich weiter entwickelt.
Simon kombinierte alles miteinander. Zunächst hatte er zwei getrennte Geschäftszweige.
1. Freier Dozent und Berater für Innovation
2. Onlineshop für Nischenzubehör für Biobetriebe
Zwei Dinge die zunächst nicht zusammen passen. Aber: Warum nicht auch anders rum? Beratung für die Landwirtschaft und Onlineshop für die Innovationswelt?"
So ließen sich aus dem Bestehenden direkt zwei neue Geschäftszweige aufbauen, die Ressourcen optimal nutzen und das Ganze bei nur marginalem Mehraufwand.
Er entwickelte sein Beratungs-Programm "FUTURE BUSINESS DESIGN" weiter und machte daraus "FUTURE FARM DESIGN" für die Landwirtschaft. Es zielte darauf ab, Landwirtschaftsbetriebe bei der Transformation zu unterstützen, bessere und vor allem eigene (also nicht von den Saatgutkonzernen aufgedrückte) Geschäftsmodelle zu entwickeln und am Ende nachhaltiger, profitabler und autonomer zu sein.
Als Zweites setze er einen Onlineshop für Workshopmaterialen unter der Marke Tools for Tomorrow auf, der dieselbe Architektur und Infrastruktur seine bestehenden Shops nutzte.
Siehe Bild:
Erfolg und Anerkennung
Bis 2021 hatte Simon mehrere erfolgreiche Geschäfte entwickelt, die alle aus den Prinzipien der Effectuation resultierten. Einige verschwanden auch wieder.
Der Online-Shop shop.tomorrow.tools etablierte sich als größte Anlaufstelle für Design Thinking Workshopmaterialien und Zukunftsliteratur im deutschsprachigen Raum.
Mittlerweile versorgt er Universitäten, Unternehmen und Führungskräfte-Akademien mit Design Thinking Materialien, Büchern und Ausstattungen für Workshopräume sowie Seminarangeboten und Vorträgen.
Simon wird als beliebter Redner und Berater von renommierten Unternehmen und Institutionen nachgefragt, um über Zukunftsfitness, Future Skills und Effectuation zu sprechen. Sein beliebtester Vortrag wurde "Navigieren in Ungewissheit – was wir jetzt wissen müssen, um fit für die Zukunft zu werden". Das perfekte Format um Resilienz in Zeiten der Dauerkrisen zu erzeugen.
Tools for Tomorrow hat jetzt eine Zukunftsakademie und baut Deutschlands erstes Zukunftsfitness-Studio auf.
Effectuation-Prinzipien in Aktion
Handlungsanlass: Corona-bedingte Absage aller Workshops und Seminare bedroht Simons Existenz: Simon muss handeln.
Lemonade: Corona als sehr saure Zitrone wird zur Limonade verarbeitet: Die Themen "Zukunftsfitness" und "Krisenfestigkeit" und "Navigieren in Ungewissheit" treffen den Nerv: Simon hat die Nase vorn.
Bird in Hand: Vorhandene Ressourcen nutzen (Logo, Wissen, Websitebaukasten) und schnell einen Blog aufsetzen: Simon nutzt, was er hat.
Affordable Loss: Verfügbare Lockdown-Zeit investieren und Ressourcen, die "eh da", also schon bezahlt waren: Keine zusätzlichen Kosten, überschaubares Risiko.
Crazy Quilt: Das Projekt lockt neue Menschen an, die sich beteiligen wollen und mit ihren Ideen neue Ressourcen freisetzen: Das Unternehmen wächst.
Simons Lehre
Das Beispiel von Simon Steiner zeigt, wie eine agile Weltsicht, die Bereitschaft zur Anpassung und die kreative Nutzung verfügbarer Ressourcen nicht nur helfen können, Krisenzeiten zu überstehen, sondern auch völlig neue Geschäftsfelder und Erfolgswege zu eröffnen.
Simon hat bewiesen, dass die Prinzipien der Effectuation eine kraftvolle Methode bieten, um in Zeiten der Ungewissheit proaktiv zu handeln und Chancen zu ergreifen, statt die Hände in den Schoß zu legen oder den Staat um Subventionen anzubetteln.
Effectuation-Beispiel Nr. 4:
Die geniale Wende der Hamburger Krabbenkrise
Stell dir vor, du bist ein Hamburger Fischer, dessen Leben sich um die ruhigen Gewässer der Elbe dreht. Doch plötzlich wird dein Alltag von einem unerwarteten Eindringling auf den Kopf gestellt:
Die chinesische Wollhandkrabbe.
Ein ungebetener Gast, der sich an den Rümpfen von Containerschiffen in deine Heimat eingeschlichen hat.
Was zunächst als Plage beginnt, entpuppt sich als unerwartete Chance, dank eines zufälligen Zusammentreffens mit einem Marketing- und Vertriebsfachmann – und einem gemeinsamen Bier.
Die Plage
Das Problem war ernst: Die Krabben machten sich nicht nur an den Netzen zu schaffen, sondern drohten auch, den Fischfang – und damit die Lebensgrundlage der Fischer – zu ruinieren. Sinkende Einnahmen und kaputte Netze schrien förmlich nach einer Lösung. Doch anstatt den Kopf in den Sand zu stecken, zeigte sich, dass in jedem Problem auch eine Chance stecken kann.
Der Wendepunkt
Bei einem entspannten Bier ergab sich die Möglichkeit, die Perspektive zu wechseln. Der Marketingexperte, der zufällig ins Gespräch kam, warf eine entscheidende Frage auf: "Kann man die Plage nicht irgendwie nutzbar machen?" Die Antwort darauf sollte die Elbfischerei revolutionieren.
Die Lösung
Es stellte sich heraus, dass chinesische Restaurants weltweit ein Vermögen dafür bezahlen, die Wollhandkrabbe zu importieren. Warum also nicht das Problem direkt vor der Haustür als Lösung begreifen? Die Fischer rüsteten ihre Netze um, fingen die Krabben und begannen, sie frisch und regional an China-Restaurants zu verkaufen. Ein Schritt, der aus der Not eine Tugend machte.
Die Effectuation-Prinzipien in Aktion
Handlungsanlass: Kaputte Netze und sinkende Einnahmen.
Crazy Quilt: Das zufällige Treffen und die darauffolgende Kooperation mit einem Marketingfachmann.
Bird in The Hand: Das vorhandene Fischerei-Know-How und Equipment.
Affordable Loss: Die Umgestaltung von Netzen und der Einsatz von Equipment.
Lemonade: Die Entscheidung, die Wollhandkrabben nicht zu bekämpfen, sondern zu vermarkten.
Diese wahre Geschichte zeigt, wie durch Kreativität, Offenheit für unkonventionelle Lösungen und die Bereitschaft, aus einer scheinbaren Katastrophe Kapital zu schlagen, neue Geschäftsmodelle entstehen können. Die Hamburger Fischer, konfrontiert mit einer ökologischen und ökonomischen Herausforderung, wandelten diese durch cleveres Effectuation-Denken in eine Chance um, die nicht nur ihre Netze rettete, sondern auch eine neue Einkommensquelle erschloss. Ein Toast auf den Fischer und den Marketingfachmann, die bewiesen, dass bei der richtigen Einstellung selbst Krabbenplagen in Gold verwandelt werden können.
Der Fischer heißt übrigens Eckhard Panz. Mittlerweile exportiert er die Krabben sogar nach China, weil sie dort aussterben. Hier schreibt das Hamburger Abendblatt über ihn.
Effectuation-Beispiel Nr. 5:
Antjes Ankerpunkt - Vom kaputten Fischernetz zum expandierenden Kunsthandwerk-Unternehmen
In den rauen Gewässern Norddeutschlands, wo die Seefahrt nicht nur Beruf, sondern Berufung ist, entstand eine Geschichte, die zeigt, wie Unternehmergeist und Kreativität Hand in Hand gehen können.
Die Protagonistin
Antje, eine Wirtschaftsjuristin aus Stralsund, fand sich in einem Dilemma zwischen Jobunzufriedenheit im Öffentlichen Dienst und der emotionalen Bindung zu den Fischerei-Erinnerungen ihres Vaters wieder. Ihr Herz brach bei dem Gedanken, dass die Netze, Schwimmer und das gesamte Bootszubehör ihres Vaters, einem erfahrenen Fischer, einfach entsorgt werden sollten.
Der kreative Funke
In einem Anflug von Nostalgie begann Antje, aus diesen Erinnerungsstücken Kunst zu schaffen: Schlüsselanhänger, Tischdeko und mehr, die den Geist der See einfingen. Was als persönliches Projekt begann, fand schnell Anklang bei Freunden und Bekannten. Ihre Fischerei-Nippes wurden zum Gesprächsthema, und bald darauf zum Kern eines blühenden Geschäfts.
Der Wendepunkt
Auf lokalen Märkten begann Antje ernsthaft Geld mit ihren Kreationen zu verdienen. Die Begegnung mit Conny, einer begeisterten Fotografin, war der nächste Schritt in Antjes unternehmerischer Reise. Zusammen eröffneten sie einen Online-Shop, um Antjes maritime Kunstwerke einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Doch damit nicht genug, mieteten sie auch ein Ladengeschäft in Stralsund, das schnell zum Ankerpunkt für Liebhaber maritimer Kunst und regionalen Kunsthandwerks wurde.
Die Expansion
Um die Mietkosten zu senken und gleichzeitig einen kreativen Hub zu schaffen, vermieteten Antje und Conny Regalflächen an andere Kunsthandwerker. Ein Schritt, der nicht nur zusätzliche Einkommensströme generierte, sondern auch eine Gemeinschaft von Gleichgesinnten förderte und das Risiko minimierte. Wenig später eröffnet der zweite Laden auf der Insel Hiddensee.
Die Effectuation-Prinzipien in Aktion
Handlungsanlass: Der Wunsch nach beruflicher Veränderung und die drohende Entsorgung des väterlichen Fischerei-Equipments.
Bird in Hand: Das vorhandene Fischerei-Equipment und Antjes Kreativität.
Affordable Loss: Die investierte Zeit und Mühe ins Basteln, ohne Garantie auf Erfolg.
Crazy Quilt: Die Partnerschaft mit Conny und später mit anderen Kunsthandwerkern.
Pilot in The Plane: Die Entscheidung, einen Online-Shop und ein Ladengeschäft zu eröffnen.
Lemonade: Die kreative Neunutzung der Fischereiutensilien statt ihrer Entsorgung.
Fazit
Antjes Geschichte ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie man mit Effectuation nicht nur ein Geschäft aufbauen, sondern auch persönliche Leidenschaften und Erinnerungen in eine erfolgreiche Unternehmung verwandeln kann. Ihre Reise von der Wirtschaftsjuristin zur Kunsthandwerkerin und Unternehmerin zeigt, dass die richtige Mischung aus Kreativität, Mut und der Bereitschaft, Chancen zu ergreifen, das Rezept für Erfolg ist.
Antjes "Fischuppen" ist mehr als ein Laden; er ist ein Beweis dafür, dass man mit den Ressourcen, die man hat, und einer Prise Innovation und Leidenschaft Großes bewirken kann.
Diese tolle Effectuation-Geschichte stammt von Antje Hübner vom Fischuppen
Effectuation-Beispiel Nr. 6:
Das Eishotel – Ein frostiges Wunder wird Wirklichkeit
In der sternenklaren Kälte Schwedens, weit nördlich des Polarkreises, entfaltet sich eine Geschichte von visionärem Unternehmertum und unerschütterlichem Innovationsgeist. Nils Bergqvist, ursprünglich Anbieter sommerlicher Flusstouren, sah sich mit der saisonalen Herausforderung konfrontiert, sein Geschäft auf die Wintermonate auszuweiten und gleichzeitig die abgelegene Region Jukkasjärvi zu beleben.
Die Vision
Bergqvist, geleitet von einem Pioniergeist, erkannte das Potenzial der scheinbaren Widrigkeiten seiner Heimat – der endlosen Kälte, des Eises und des Schnees. Diese Elemente, oft als Hürden betrachtet, bildeten die Grundlage seiner bahnbrechenden Idee: Ein Hotel, nicht aus Holz oder Stein, sondern aus dem Eis selbst, das die Landschaft prägt.
Der kreative Funke
Die Inspiration kam während eines Eis-Skulpturen-Wettbewerbs in Japan, wo Bergqvist die vielfältigen Möglichkeiten von Eis als Baustoff entdeckte. Zurück in Schweden, nutzte er diese Erkenntnis, um ein Konzept zu entwickeln, das weit mehr als nur eine Unterkunft bot – ein vollständiges Erlebnis, eingebettet in die magische Atmosphäre des arktischen Winters.
Der Wendepunkt
Die erste Umsetzung des Eishotels war ein Akt der Kühnheit: Ein Iglu, das als Ausstellungsraum diente und in dem Besucher spontan die Nacht verbrachten. Diese Erfahrung bestätigte Bergqvists Überzeugung, dass sein Konzept lebensfähig war. Trotz anfänglicher Skepsis und ohne signifikante Unterstützung wandelte er die visionäre Idee in ein nachhaltiges Geschäftsmodell um.
Die Expansion
Mit jedem Jahr wuchs das Eishotel in Größe und Komplexität. Partnerschaften, unter anderem mit Absolut Vodka, verstärkten seine Anziehungskraft weit über die Grenzen Schwedens hinaus. Bergqvist nutzte jede Gelegenheit zur Erweiterung seines Konzepts, das mittlerweile weltweit Nachahmer fand und zu einer eigenen Kategorie im Tourismussektor wurde.
Die Effectuation-Prinzipien in Aktion
Handlungsanlass: Die saisonbedingte Geschäftslücke und das Ziel, die Region Jukkasjärvi touristisch zu beleben.
Bird in Hand: Die natürlichen Ressourcen der Umgebung – Eis und Schnee – wurden zur zentralen Säule des neuen Geschäftsmodells.
Affordable Loss: Bergqvist investierte, was er bereit war zu riskieren, in die Verwirklichung seiner Vision, trotz des Risikos des Scheiterns.
Crazy Quilt: Durch die spontane Nutzung von Eis als Baustoff und die Entwicklung strategischer Partnerschaften schuf Bergqvist ein Netzwerk, das zum Erfolg des Eishotels beitrug.
Lemonade: Aus der extremen Kälte und Isolation Jukkasjärvis kreierte Bergqvist ein weltweit einzigartiges Erlebnis, das Besucher aus aller Welt anzieht.
Fazit
Das Eishotel steht als monumentales Beispiel dafür, wie mit Effectuation aus scheinbaren Nachteilen Vorteile geschaffen werden können. Nils Bergqvists Reise von der Idee zur Institution zeigt, dass der Glaube an die eigene Vision, die Bereitschaft, unkonventionelle Pfade zu beschreiten, und die Fähigkeit, vorhandene Ressourcen kreativ zu nutzen, die Grundsteine für außergewöhnlichen Erfolg legen. Das Eishotel ist mehr als eine Unterkunft; es ist ein Zeugnis für die Kraft der Imagination und der menschlichen Fähigkeit, die Natur in Kunst zu verwandeln.
Effectuation Fallbeispiel Nr. 7
Wenn das Leben dir Zitronen gibt: Die Don Limón Erfolgsgeschichte
In der pulsierenden Metropole Hamburg, bekannt für seinen historischen Hafen und als Drehscheibe des internationalen Handels, schreibt Andreas Schindler, ein visionärer Obsthändler, eine außergewöhnliche Unternehmensgeschichte. Sein Weg, konfrontiert mit den unbeständigen Winden der Globalisierung und Marktveränderungen, ist ein Musterbeispiel für die Anwendung der Effectuation-Prinzipien.
Die Herausforderung
Übernommen im Jahr 2000, sah sich Schindlers traditioneller 4-Personen-Familienbetrieb plötzlich angesichts einer VUKA-Welt (volatil, ungewiss, komplex und ambig) am Rande der Existenz. Mit immer weniger Einzelhändlern und dem Aufstieg mächtiger Handelsketten, die die Preise diktierten, sowie einer zunehmenden Tendenz der Kunden, den Großhandel zu umgehen, stand das Unternehmen vor einer ungewissen Zukunft.
Lösungen
Schindlers tiefes Verständnis für die Qualität seiner Produkte und die Beziehung zu seinen Lieferanten bildete das Fundament für seine Strategie. Durch persönliche Besuche und direkten Austausch mit seinen Lieferanten, zunächst in Litauen und später in den Niederlanden, baute er ein solides Fundament aus Vertrauen und Fachwissen auf.
Der Wendepunkt
Ein entscheidender Moment kam, als Schindler die Bedeutung der Sprache und Kultur in den internationalen Geschäftsbeziehungen erkannte. Die Einstellung eines Muttersprachlers öffnete die Türen zu spanischen Lieferanten und legte den Grundstein für die Expansion seines Netzwerks. Denn er merkte, wie der spanische Muttersprachler ganz anders kommunizierte und verhandelte, als er es selbst tat und tun würde. Durch die gezielte Anstellung von ausländischen Studenten der Agrarwissenschaft als Muttersprachler konnte Schindler Direktgeschäfte in verschiedenen Ländern initiieren, was zu einer stetigen Steigerung der Handelsvolumina führte.
Effectuation in Aktion
Handlungsanlass: Die Erkenntnis, dass das bestehende Geschäftsmodell unter den neuen Marktbedingungen nicht mehr tragfähig ist.
Bird in The Hand: Schindlers Wissen über seine Produkte, sein Verständnis für Qualität und sein persönliches Engagement in den Beziehungen zu den Lieferanten.
Affordable Loss: Bereitschaft, in neue, unerprobte Märkte zu investieren, ohne die Gesamtexistenz des Unternehmens zu riskieren.
Crazy Quilt: Aufbau eines diversifizierten Teams aus Muttersprachlern, die als Schlüssel für den Zugang zu neuen Märkten und Lieferanten dienten.
Lemonade: Die Transformation der sprachlichen und kulturellen Herausforderungen in eine Chance, eine eigene Marke „Don Limón“ zu etablieren und damit den Grundstein für ein expandierendes, internationales Geschäft zu legen.
Wachstum und Zukunft
Heute ist Schindlers Unternehmen, das rund 30 Mitarbeiter beschäftigt und jährlich um 20% wächst, ein lebendiges Beispiel dafür, wie Flexibilität, Offenheit für neue Kulturen und die Bereitschaft, unkonventionelle Wege zu gehen, zu nachhaltigem Erfolg führen können. Mit einem Team, das in der Lage ist, in zahlreichen Sprachen zu kommunizieren und Geschäfte auf globaler Ebene abzuwickeln, bleibt die Zukunft von Don Limón spannend und unvorhersehbar, stets bereit, die nächste Chance zu ergreifen, die durch die Tür kommt.
Diese Geschichte unterstreicht, dass in der Welt des Unternehmertums die Fähigkeit, sich anzupassen, zu innovieren und aus jeder Situation das Beste zu machen, entscheidend ist. Andreas Schindler und Don Limón demonstrieren eindrucksvoll, wie mit Effectuation aus Zitronen Limonade gemacht wird.
Text inspiriert von Michael Faschingbauer auf www.effectuation.at Die Geschichte erschien 2015 in der brandeins
Effectuation Praxisbeispiel Nr. 8
Mathematik meets Straußenzucht: Kreibichs ungewöhnliche Rechnung
Die Reise von Dr. Andreas Kreibich, von einem Mathematiklehrer in Lesotho zu einem Pionier in der Straußenzucht und -vermarktung in Deutschland, ist eine faszinierende Geschichte über die Kraft der Effectuation. Sein Weg ist geprägt von Neugier, Anpassungsfähigkeit und dem unerschütterlichen Glauben an die Möglichkeiten, die sich aus scheinbar zufälligen Begegnungen und Ereignissen ergeben.
Die Anfänge
Im Jahr 1992 befand sich Kreibich in Lesotho, als die Idee, einen Urlaubsbauernhof in Spanien zu gründen, zu Keimen begann. Die Vorstellung, Strauße als Attraktion anzubieten, schien zunächst aufgrund des mangelnden Know-hows und der hohen Sterblichkeitsrate der Küken zum Scheitern verurteilt. Doch anstatt aufzugeben, sah Kreibich eine Chance in der Herausforderung.
Die Wendung
Die entscheidende Idee, ein Straußenbuch zu schreiben, entstand aus einer Laune heraus und wurde durch die langjährige Erfahrung und die Schulferien von Kreibich ermöglicht. Diese Entscheidung führte zu einer intensiven Recherche- und Schreibphase, die nicht nur das Fundament für sein zukünftiges Unternehmertum legte, sondern auch eine Marktlücke im deutschsprachigen Raum schloss.
Effectuation in Aktion
Handlungsanlass: Die Erkenntnis der Informationslücke über Straußenzucht in Europa und die persönliche Situation von Kreibich und seinem Freund, die nach neuen beruflichen Möglichkeiten suchten.
Bird in Hand: Die Kombination aus Kreibichs Fähigkeiten im wissenschaftlichen Schreiben, der Zugang zu relevanten Informationen und das Netzwerk aus Fachleuten und Bekannten.
Affordable Loss: Die Investition von Zeit und geringen finanziellen Mitteln in die Erstellung und Publikation des Straußenbuchs, ohne Garantie auf Erfolg, aber mit dem Potenzial, eine neue Nische zu erschließen.
Crazy Quilt: Die Partnerschaft mit einem Verlag, die Einstellung von Fachkräften für spezifische Kapitel und die Gründung des Bundes Deutscher Straußenzüchter, die Kreibichs Idee Unterstützung und Legitimität verliehen.
Lemonade: Die Transformation der anfänglichen Rückschläge und Hindernisse in Chancen, wie die erfolgreiche Vermarktung des Straußenfleisches und die Expansion des Projekts über die Buchpublikation hinaus.
Die Expansion und das Ende einer Ära
Mit der erfolgreichen Etablierung des Straußenbuches und der Gründung des Bundes Deutscher Straußenzüchter begann eine neue Phase der Unternehmung. Die Einführung von Straußenfleisch in den deutschen Markt und der internationale Verkauf des Buches zeugen von Kreibichs Fähigkeit, Chancen zu erkennen und zu ergreifen. Trotz einiger Rückschläge, wie das Hochwasser, das sein Projekt bedrohte, blieb Kreibich resilient.
Fazit
Andreas Kreibichs Abenteuer illustriert eindrucksvoll, wie mit Effectuation aus einer zufälligen Idee ein florierendes Geschäft entstehen kann. Seine Geschichte lehrt uns, dass unternehmerischer Erfolg oft das Ergebnis von Kreativität, Netzwerken und der Fähigkeit ist, aus jeder Situation das Beste zu machen. Kreibich mag als Mathematiker gestartet sein, doch seine Reise als Straußenunternehmer zeigt, dass die Grenzen zwischen Disziplinen und Berufen fließend sind, solange man bereit ist, neue Pfade zu erkunden.
Text inspiriert von Kreibichs Gastartikel auf www.effectuation.at
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